„In diesem Sinne: Danke, liebe Lou!“

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Berührende Hommage auf Gisela Heinrich – LeseZeichen würdigte das Wirken der kreativen Bücher- und Kunstfrau

Gisela Lou Heinrich, die am 31. Januar 2024 im Alter von 81 Jahren gestorben ist, war eine Kultur-Institution in Rödermark. Als Galeristin in „Lou ihr Milljöh“, als Kreativbündel mit Hang zu Stift und Spachtel, bekannt geworden mit ihrer „Stuhlriesin“ in der Grünanlage an der Trinkbornschule… Und natürlich als Frau der „Lesereisen“, die im Laufe eines Vierteljahrhunderts über 50 berühmte Köpfe der Weltliteratur in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt hat: So kannten und schätzten viele Menschen die quirlige Berlinerin, die ihr Herz mitunter auf der Zunge trug.

Apropos Herz: Einen Platz darin hatte sich ihre hessische Wahlheimat erobert. Dort schlug die Postbeamtin gemeinsam mit ihrem Ehemann Werner feste Wurzeln, dort mochte sie die kleinstädtisch-familiäre Atmosphäre, ihre Mitstreiter im Kunstverein KiR und ganz besonders die engagierten Impulsgeber und das Ambiente im Bücherturm, der zu ihrem zweiten Wohnzimmer avancierte.

Nichts wäre also passender gewesen: Denn just dorthin hatte LeseZeichen, der Freundeskreis der Stadtbücherei, knapp drei Monate nach Lou Heinrichs Tod eingeladen, um mit einer Hommage an ihr Wirken zu erinnern. In die Organisation eingebunden war auch Büchereileiterin Jenny Roters.

„Es war wirklich eine berührende und rundum gelungene Veranstaltung. Ein Abend, der nachhallt“, zeigte sich Bürgermeister Jörg Rotter nach dem zweistündigen Programm beeindruckt. Langjährige Freunde, Weggefährten und „Fans“ würdigten „ihre Lou“ mit persönlichen Anmerkungen und mit Kurzvorträgen. Lieblingsgedichte der Verstorbenen wurden zu Gehör gebracht. Texte mit Witz und Hintersinn, die bei der belesenen Frau ganz hoch im Kurs standen.

So durften „Die Ameisen“ von Joachim Ringelnatz nicht fehlen, ebenso wenig wie „Die Made“ und „Die Mauritius“ von Heinz Erhardt oder das Gedicht „Bücher“ aus der Feder von Eugen Roth. Groß war die Auswahl, die aufgefächert wurde. Knapp ein Dutzend Mitwirkende agierten vor einer bunten Foto- und Textwand, die Stationen eines von Kunst und Literatur geprägten Lebens noch einmal aufflackern ließ – liebevoll zusammengestellt von Regina Schick, der Vorsitzenden von LeseZeichen. Sie war maßgeblich für die Vorbereitung verantwortlich und moderierte das Kaleidoskop der Beiträge mit vielen bewegenden Momenten.

Sie selbst präsentierte eine Kostprobe aus Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ in kölschem Dialekt. Doch auch Tiefgründiges wie die berühmten „Stufen“ von Hermann Hesse, vorgetragen von Jochen Schick, fand seinen Platz beim Streifzug durch all das, was Lou Heinrich in Rödermark beleuchtet, bewundert und beworben hatte.

Beeindruckend: Ehrenbürgermeister Alfons Maurer, der mit „Lous Hut“, einer markanten Kopfbedeckung à la Hokuspokus, vor das Publikum trat und Goethes „Zauberlehrling“ scheinbar mühelos, ausdrucksstark und augenzwinkernd aus dem verbalen Ärmel schüttelte. Auch Maurers Amtsnachfolger Roland Kern und dessen Frau Angelika, Bibliothekar Bernhard Nowak, Hans-Peter Schmücker sowie Irmgard Heiselbetz und Inge Schuster reichten sich das Mikrofon von Hand zu Hand.

Reinhold Franz sorgte für musikalische Untermalung. Er spannte den Bogen von Hildegard Knefs Ode „Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen“ bis hin zum Frank-Sinatra-Welthit „My Way“. Das sei wahrlich ein würdiges Finale, passend zur Hauptperson des Abends, die die irdische Bühne nun leider verlassen habe – so klang das kollektive Fazit nach dem Schlussakkord.

„Ja, mutig war Lou Heinrich. Sie hat sich was getraut“, bilanzierte Regina Schick. Und Schmücker betonte mit Blick auf seine einstige KiR-Kollegin: „Sie hatte einen Blick für Menschen. Ihr Lachen kam von Herzen, war wunderbar. Kein Zweifel: Sie hat unser Leben bereichert.“

Auch der Bürgermeister sparte nicht mit Wertschätzung. „Eine Frau mit ‚Herz und Schnauze‘ im absolut positiven Sinne“, in ihrem Auftreten immer „menschlich, nahbar und meinungsstark“: Mit diesen Attributen, so Rotter, werde er die literarische Reiseführerin in positiver Erinnerung behalten. Eine kleine Auswahl aus ihrem stattlichen Lektüre-Nachlass animierte dazu, sich ein Souvenir mit nach Hause zu nehmen, frei nach dem Motto „Ein Buch von Lou“.

Souvenir, Rückschau, Erinnerung… Mehr als das bleibe. Viel mehr, machte der Bürgermeister deutlich. Seine Einschätzung: „Gisela Heinrich bleibt, über ihren Tod hinaus, ein mögliches Vorbild für andere. Sich einbringen in die Gemeinschaft, nicht geizen mit großen persönlichen Stärken und kleinen Schwächen, sich engagieren mit Ecken und Kanten… Diese Haltung hat sie vorgelebt, dieser Maxime ist sie stets treu geblieben. In diesem Sinne: Danke, liebe Lou!“

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